Mein Name ist Severin Ryf und ich habe mich dazu entschieden mein Studium mit dem Sport zu verknüpfen und deshalb mit Hilfe von SportScholarships ein Fussballstipendium in Waleska, Georgia zu beginnen. Zuvor spielte ich als Torwart acht Jahre in der Nachwuchsabteilung des BSC Young Boys und drei Jahre in der 2.Liga beim FC Schönbühl. In den folgenden Zeilen möchte ich meine Erfahrungen und Eindrücke, welche ich im ersten Jahr sammeln konnte, teilen damit sich mögliche Interessenten ein möglichst genaues Bild machen können was sie erwarten kann. Ich werde über die Schule, den Fussball und das Leben in den USA berichten, so wie ich es erlebt habe.
In der Schule gilt ein komplett anderes System als in der Schweiz oder auch in Deutschland. Man kriegt einen akademischen Berater zugeteilt und der hilft einem dabei jedes Semester vier bis sechs Kurse auszuwählen. Meistens hat man ein oder zwei Kurse pro Tag und am Mittag ist die Schule meistens fertig. Vor allem im ersten Jahr ist der Schulstoff viel einfacher als dies in einer Universität in der Schweiz der Fall wäre (mit Ausnahme von Eliteschulen wie Harvard). Aus meiner Erfahrung haben auch akademisch schwächere Schüler, oder solche die nicht so gut Englisch sprechen eine sehr gute Chance, um die Schule zu meistern. Ein Studium ist zwar einfacher als Zuhause dafür dauert es im Normalfall vier statt drei Jahre. Um spielberechtigt zu sein braucht man mindestens 12 Credits pro Semester. Dies entspricht vier bestandenen Kursen. Normalerweise hat man fünf Kurse pro Semester ich empfehle euch allerdings sechs zu nehmen, da es nicht viel mehr Aufwand ist, ihr damit aber die Möglichkeit habt in dreieinhalb Jahren abzuschliessen. Ein weiterer Geheimtipp von mir ist, dass ihr ein CLEP Deutschtest macht, da ihr damit weitere 9 Credits erhalten könnt. Falls ich weiterhin alle Kurse bestehe kann ich mithilfe dieses Testes bereits in drei Jahren abschliessen. Vor allem finanziell lohnt sich dies natürlich immens.
Was mir beim Fussball besonders imponiert hat, ist zum einen die Qualität des Kaders und zum anderen die Professionalität, welche auf dem Campus herrschte. Bei beidem hatte ich gewisse Bedenken bevor ich ins Flugzeug stieg. Nachdem ich aber nun schon über ein Jahr in Amerika bin, kann ich sagen, dass die Chance durchaus besteht den nächsten Schritt zu machen und ins Profigeschäft reinzuschnuppern. Natürlich ist es immer noch sehr schwierig aber die Chance Fussballprofi zu werden, welche auch der Hauptgrund war wieso ich überhaupt nach Amerika gewechselt war, ist intakt. Auf dem Campus haben wir zwei grosse Krafträume, ein Kunstrasen wie auch ein Naturrasenplatz, eine Physio, sowie eine grosse Garderobe. Ausserdem haben wir vier verschiedene Trainer, welche sich um verschiedene Positionen kümmern. Der Fussball unterscheidet sich insofern vom europäischen, dass unbegrenzt gewechselt werden darf und deshalb das Spiel laufintensiver wird. Fitness ist ein wichtiger Bestandteil des amerikanischen Fussballs. Die Saison ist in eine Meisterschaft und in ein Playoff-Turnier unterteilt. Die jeweiligen Sieger können dann an den «Nationals», einem Landesweiten Turnier teilnehmen. Bei uns im Team sind etwa die Hälfte der Spieler Ausländer. Dies ist etwas was ich sehr schätze, da es mir ermöglicht viele verschiedene Kulturen kennenzulernen und überall auf der Welt Kontakte zu knüpfen. Ausserdem findet man in jedem Fall einige neue Freunde, da man jeden Tag miteinander am trainieren ist und auch die meiste Freizeit mit den Teamkollegen verbringt. Sie sind in derselben Situation und können deshalb gut nachvollziehen wie man sich fühlt.
Häufig ist man auch mit einem Teamkollegen im selben Zimmer. Falls es euch möglich ist würde ich allerdings empfehlen ein Einzelzimmer zu nehmen oder ein Appartement mit Einzelzimmern. Ein Doppelzimmer mag etwas billiger sein und bei mir in der Mannschaft haben auch 90 Prozent ein Doppelzimmer, allerdings verzichtet man dadurch zu einem grossen Teil auf seine Privatsphäre und es ist auch nicht garantiert, dass man sich mit dem Zimmerpartner gut versteht. Ich lebe in einem Appartement mit vier Einzelzimmern, einer Küche und einem Wohnzimmer. Dies kostet ungefähr 1000 Dollar mehr im Jahr, durch die eben genannten Gründe lohnt es sich allerdings meiner Meinung nach. Was das Essen angeht haben wir Anspruch auf drei gratis Mahlzeiten am Tag in der Mensa. Ausserdem hat es ein Restaurant und einen Starbucks auf dem Campus. Meine Schule ist relativ klein und familiär deshalb reicht dies vollauf. In der Mensa gibt es eine Salatstation, eine Sandwichstation, eine Grillstation, Pizza und eine Hauptstation wo es immer verschiedene Sachen gibt. Es ist durchaus möglich sich in Amerika gesund zu ernähren. Die umliegenden Restaurants sind allerdings vor allem Fastfood ketten. Zum Einkaufen bietet sich der Wallmarkt an, welcher ein riesiger Supermarkt ist, den es in ganz Amerika gibt. Mitfahrgelegenheiten gibt es viele da die Amerikaner im Team fast immer mit dem Auto unterwegs sind. Auch um in den Ausgang zu gehen, oder ins Kino, oder Restaurant braucht man ein Auto.
Ich bin sehr froh, dass ich den Schritt über den grossen Teich gewagt habe und noch mindestens zwei Jahre vor mir habe. Ich habe bereits nach einem Jahr extrem viel erlebt und viele schöne Erinnerungen sammeln können. Allein über den Springbreak in Miami könnte ich ganze Bücher füllen. Auch die Auswärtsfahrten und die Siege, die wir feiern konnten, werde ich nie vergessen. Es braucht sicherlich etwas Mut sich für so ein Studium zu entscheiden, aber was ich bisher sagen kann ist, es lohnt sich!