Mein erstes Semester an der Winthrop University, SC
Mit dem Erhalt eines Sport-Stipendium von der D1 Winthrop University ist ein lang ersehnter Traum in Erfüllung gegangen. Die Vorfreude war riesig, die Erwartungen gross. Jetzt, nach den ersten vier Monaten ziehe ich die erste Bilanz und fasse nennenswerte und spezielle Impressionen zusammen. Vorweg, Die ersten vier Monate in den Vereinigten Staaten waren unglaublich und übertrafen meine Vorstellungen bei Weitem.
Ein wesentlicher Punkt, der mir eine optimale Zeit für mein Abenteuer versprach, war sicherlich die Auswahl der Universität. Es war mir wichtig, dass das College eine gewisse Grösse und Anzahl Studenten mit sich bringt. Die Winthrop University ermöglicht die akademische Ausbildung für rund 7000 Studenten. Wie sich herausstellte erwies sich diese Zahl an Studenten als ein guter Mittelwert zwischen gross und klein. Will heissen, dass das soziale Umfeld relativ vertraut und einigermassen übersichtlich ist, auf der anderen Seite aber auch ein aufregendes und abwechslungsreiches Campusleben garantiert. Man kennt sich untereinander (vor allem die Athleten), trifft dennoch immer wieder auf neue Gesichter. Auch vom akademischen Blickwinkel her ist diese Anzahl attraktiv. Für die Professoren ist man mehr als nur eine Studentennummer. In einer Vorlesung befinden sich meist rund 30 Personen, sodass man schon nach kurzer Zeit vom Professor mit Namen angesprochen wird. Ich merkte, dass sich Professoren um den Einzelnen kümmern und mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn man Unterstützung benötigt, speziell wenn man ein Athlet ist.
Mit der Winthrop University habe ich ein College gefunden, an dem ich mich wohl fühle und somit eine gute Grundlage für die sportliche und akademische Herausforderung bildet.
Um den angetönten sportlichen und akademischen Aspekt aufzugreifen, starte ich am besten mit der Beschreibung eines typischen Alltags: Meistens besuchte ich eine Klasse morgens um 9, für rund 75 Minuten, anschliessend ging es direkt ins Training für welches eine Zeitspanne von 3 Stunden (11-2 Uhr) eingerechnet wurde. Das heisst aber nicht, dass man drei Stunden auf dem Fussballplatz verbringt. Treatment, was spezifisches und individuelles Warm-up, Massagen und Fitness beinhaltet, sowie Regeneration und Eisbad nach dem Fussball spielen, sind feste Bestandteile des Trainings. Zu erwähnen ist sicherlich, dass die genannten Regenerationsmöglichkeiten, Equipment, Sportarzt etc. sehr professionell sind und beispielsweise ein Amateurverein in der Schweiz nicht annähernd konkurrieren könnte.
Das fussballerische Niveau ist generell ziemlich gut. Ich würde sagen, dass unser Team irgendwo zwischen der zweiten Liga interregional und der ersten Liga kompetieren würde. Der amerikanische Spielstiel unterscheidet sich aber markant von Europa. Der Fokus wird auf körperliche Fitness, Geschwindigkeit und Kampf gelegt, weshalb manchmal der taktisch- technische Bereich etwas zu kurz kommt. In dieser Hinsicht ist auch der Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Spielern hier und da erkennbar. Persönlich fühl ich mich sehr wohl im Team. Da ich mit 21 Jahren wahrscheinlich der älteste «Freshman» auf dem Campus bin und mich sehr gut mit dem Trainer verstehe, wurde mir schon im ersten Semester einige Verantwortung aufgetragen und gefordert, dass ich eine Leaderrolle einnehme muss. Ich hatte meinen Platz eigentlich immer auf sicher, jedoch musste ich wegen eines Muskelfaserrisses für 3 Wochen aussetzen. Generell bin ich der Meinung, dass mir das Alter und mein persönlicher Hintergrund, auch der Fakt dass ich das Militär gemacht habe, einige Vorteile gebracht haben. Ich hatte das Gefühl, dass ich im Gegensatz zu den anderen Freshmen, die zwischen 17 und 18 Jahre alt sind, ein Stück weit abgeklärter bin und stehts wusste wie ich mich, auf als auch neben dem Platz, zu verhalten habe.
Als Major habe ich Economics gewählt. Anfangs hat es mir etwas Sorge bereitet, ob ich mit meinen Englischkenntnissen dem Unterricht folgen könne. Wie sich aber herausstellte war die Sprache nie wirklich ein Problem und etwa nach 2-3 Monaten vergisst man gar, dass man Englisch redet, weil es so normal für einem wird. Ich habe oft zu Hause gehört, dass der akademische Part locker easy sein würde. Kann ich so nicht bejahen; die amerikanische Unterrichtsphilosophie beruht auf kontinuierlicher Arbeit. Jede Woche gibt es Prüfungen, ein Essay zum einreichen oder eine Präsentation, sodass man speziell während der Saison, nicht immer viel Zeit zum chillen oder Nickerchen machen hat. Wenn die Fussballsaison fertig ist und man am Tag 3 Stunden extra zur Verfügung hat, sieht es ein wenig anders aus.
Während diesen 4 Monaten konnte ich viel profitieren, dazulernen und mich persönlich weiterentwickeln. Tätigkeiten wie Haushalt machen oder Kleider waschen bekam eine völlig neue Bedeutung für mich, doch finde ich es cool, dass auch solche Dinge dazugehören. Ich denke man wird ein Stück weit selbstständiger und unabhängiger und lernt Dinge, bei welchen man auf sich alleine gestellt, zu meistern. Am Winthrop College habe ich viele eeue Bekanntschaften gemacht und Freunde gefunden.
Trotzdem ich für die längste Zeit in meinem Leben von zu Hause weg war, Heimweh hatte ich nie. Klar, man vermisst seine, Familie, Freunde und generell das Umfeld, jedoch kam bei mir nie ein negatives Gefühl auf, dass ich nicht mehr in den USA sein wolle.
In dem Sinne; Ich bin dankbar diese Möglichkeit zu haben und meinen «American Dream» zu leben und freue mich das zweite Semester in Angriff zu nehmen.